25.

Okt

Wanderung, Wandern, Wanderroute, Hütte, Alpen, Tirol

„Berghütten zum Geburtstag“ – meine Familie hat mir diesen Wunsch erfüllt

Ich hatte schon oft gegenüber meiner Frau und den Kindern geäußert, dass ich seit Jahren die schönsten Wanderungen organisiere für andere Leute. Dann ist es wahr geworden. Zu meinem 60. Geburtstag erhielt ich folgendes Geschenk: Eine Hüttenwanderung im Tannheimer Tal – und wir alle kommen mit. Dies waren meine Frau Erika, die Töchter Karina und Stefanie sowie die Schwiegersöhne Boris und Stefan. Um es vorweg zu sagen, es sollte ein sehr schönes Geschenk werden.

Sodann habe ich Übernachtungen geplant auf der Höfener Alm, dem Gimpelhaus, der Edenbachalm und der Ödenalm. In dieser herrlichen Landschaft habe ich bereits 34-mal am Berg übernachtet. An einem Samstag im Juni 2010 fuhren wir in der Früh los und kamen nach 440 km gegen 10.30 Uhr in Nesselwängle (1147 m) an. Der freundliche Wirt vom Gimpelhaus hatte uns schon vorher mitgeteilt, wo es Parkmöglichkeiten gibt.

Bei sehr schönem Wetter begannen wir um 11 Uhr unsere fünftägige Wanderung. Das Gewicht der Rucksäcke belief sich von 4 über 7 bis 12 kg. Unser erstes Ziel war die Schneetalalm, wofür wir etwa 500 Höhenmeter bewältigen mussten und die wir nach 2 ¼ Stunden erreichten. Erika hatte mit dem rutschigen Pfad ihre Schwierigkeiten. Man sollte am ersten Tag besser eine leichte Strecke einplanen.

Bei den „Schneetalern“ hatten sich bereits viele Wanderfreunde eingefunden um die schöne Aussicht auf den Haldensee zu genießen. Nach einer längeren Rast ging es weiter zu unserem heutigen Ziel, der Höfener Alm (1670 m). Nach einer weiteren Stunde kamen wir dort an. Da wir erst am Anfang unserer Tour waren, blieben wir noch über den angegebenen Richtzeiten. Außerdem hatte Stefanie eine Blase zu vermelden. Sie war zu Hause nicht mehr dazu gekommen, ihre neuen Wanderschuhe einzulaufen. Aber dieses Problem bekamen wir gut in den Griff. Kühe waren noch nicht auf der Alm weil nach dem langen Winter erst noch das Gras wachsen muss.

Bei einer schönen Aussicht ins Lechtal konnten wir noch längere Zeit die Sonne genießen, ehe uns die Sennerin Bettina vor der Hütte eine schmackhafte Almvesper servierte. Auffallend hier oben war eine himmlische Ruhe. Nach einem Kartenspiel ging es frühzeitig ins Bettenlager, denn für morgen hatten wir uns mehr vorgenommen. In der Nacht musste ich feststellen, dass wir zwei Schnarcher dabei hatten. Aber es war noch erträglich.

Gipfelsturm Familie Graus Wanderung Familie Graus

Am folgenden Morgen werden wir von strahlendem Sonnenschein geweckt. Nach einem guten Frühstück wandern wir um 09.30 Uhr zurück zur Schneetalalm und von da hinüber zur Tannheimer Hütte. Weil sich das Tempo immer nach dem schwächsten Mitglied der Gruppe richtet, benötigten wir hiefür drei Stunden. Nach einer Stärkung ging es dann noch 15 Minuten abwärts zum Gimpelhaus (1720m), unserem heutigen Ziel.

Zu einer richtigen Wanderung gehört auch eine Gipfelbesteigung. Also ging es am Nachmittag mit gleichmäßigen Schritten hinauf auf die Rote Flüh (2111m). Erika blieb zurück, um auf die Rucksäcke aufzupassen. Als der Pfad immer steiler wurde, bekamen wir fünf Gämsen zu sehen. Weiter oben graste eine ganze Gämsenherde, die sich fast wie Haustiere benahmen. An manchen Stellen lag noch Schnee und die Schmelzwasser rannen über den Pfad. Kurz vor dem Ziel gab es noch eine Stelle mit Seilen.

Aber dann hatten die Kinder und ich nach 1:20 Stunden den Gipfel erreicht und waren von der tollen Aussicht sehr beeindruckt. Nach dem einstündigen Abstieg war heute eine Wanderzeit von insgesamt 5 ½ Stunden zu verbuchen. Sodann standen noch Duschen und ein zünftiges Abendessen auf dem Programm. Als wir uns dann um 21.30 Uhr zur Ruhe begaben, hatte erstmals leichter Regen eingesetzt. In einem Raum mit 16 Lagerplätzen waren wir erfreulicherweise ohne fremde Mitschläfer. Das ist auch ein Grund, warum viele Wanderfreunde vor einer Hüttentour zurückschrecken.

Am dritten Tag wurde schon um 7.30 Uhr gefrühstückt, denn es war geplant, mit dem Bus zum Vilsalpsee zu fahren und von dort über die Landsberger Hütte zur Edenbachalm zu wandern. In der Nacht hatte es weiter geregnet und der Himmel war jetzt wolkenverhangen. Laut Hüttenwirt würde es heute jedoch nur einzelne Schauer geben.

Der Abstieg über einen stufigen und rutschigen Pfad dauerte 1 ¼ Stunden und ging in die Beine. Wir haben deshalb die leichtere Strecke von Nesselwängle aus am Haldensee entlang zur Edenbachalm gewählt. Der Landsberger Hütte konnte man sich ja dann aus dieser Richtung nähern. Durch die Änderung des Planes habe ich erkannt, dass es besser ist, früher am Tagesziel zu sein und von dort aus noch einen Abstecher bzw. wie gestern noch eine Gipfelbesteigung zu machen.

Nach einer Stunde erreichten wir den See. Eine Wanderung am idyllischen Haldensee (das eine blaue Auge des Tannheimer Tales) sollte man nicht versäumen. Hier traf ich einen früheren Arbeitskollegen mit seiner Frau. Wie ist die Welt so klein! Beim folgenden Anstieg über 300 Höhenmeter fielen ein paar Regentropfen, aber es war nicht erforderlich, die Regensachen auszupacken. Über eine Fahrstraße erreichten wir nach einer weiteren Stunde unser heutiges Ziel, die Edenbachalm (1405m), mit der netten Sennerin Barbara. Mit ihrer neuen Frisur hätte ich sie fast nicht mehr erkannt. Auf der urigen Alm dürfen nur besondere Freunde übernachten. Zur Stärkung gab es erst einmal eine gute Erbsensuppe mit Wurst.

Am Nachmittag wollten die Frauen noch zur oberen Strindenalm. Weil diese noch geschlossen war, ging es weiter zur Gappenfeldalm. Obwohl auch hier niemand anzutreffen war, war die 2 ¼ stündige Wanderung nicht umsonst. Denn im oberen Streckenteil haben wir insgesamt 11 Murmeltiere gesehen. Unbedingt zu erwähnen sind auch die vielen Alpenblumen, welche das Herz des Wanderers erfreuen. Mit Boris ging ich dann noch ½ Stunde lang weiter über mehrere Schneefelder auf die 2069 m hohe Schochenspitze. Leider gab es wegen tief hängender Wolken keine Sicht auf die drei übereinander liegenden Seen sowie auf die etwa 250 m tiefer liegende Landsberger Hütte. Dies war der einzige Negativpunkt an der gesamten Wandertour.

Als wir nach 1 ½ stündigem Rückweg wieder bei der Edenbachalm ankamen, war für heute eine Wanderzeit von insgesamt 7 ½ Stunden zu verbuchen. Marillenschnaps und Hauswurst sowie Speck- und Käseplatten waren ein verdienter Lohn dafür. Ich musste meine Begleiter noch darüber aufklären, dass man sich auf der Alm grundsätzlich mit „du“ anredet.
Nach erneutem Kartenspiel gingen wir um 22 Uhr zu unseren frisch bezogenen Lagerplätzen. Neben einem Hüttenschlafsack lag sogar ein Handtuch für jeden bereit. Als ich gegen 4 Uhr einmal vor die Hütte musste, konnte ich feststellen, wie sich die Nacht in den Bergen anfühlt.

Eine Nacht in den Bergen bei Herr Grauss, mit Hüttenwirtin Barbara und deren Mama

Wir hatten lange und gut geschlafen, denn am letzten Tag wollten wir es gemütlich angehen lassen. Um 9.30 Uhr wurde uns von Barbara auf dem Balkon der Alm in strahlender Morgensonne ein üppiges Frühstück serviert. Ohne Stress und Hektik fühlt man sich hier wie im Paradies.

Um 11 Uhr war Start zu unserer letzten Etappe. Zunächst ging es kurze Zeit talwärts, dann folgte ein zweistündiger Aufstieg zur Ödenalm in 1726 m Höhe. Von Andreas wurde uns sogleich ein Nuss-Schnaps eingeschenkt. Die junge Sennerin Lissi war noch mit Graukäse und Weißwurst beschäftigt, denn es hatten sich viele Wanderer zur Mittagsrast eingefunden.

Am Nachmittag entschieden sich Karina und die Männer auf die 2002 m hohe Krinnenspitze zu steigen, weil die Besteigung des Litnisschrofen mehr Kraft kostet. Erika und Stefanie wollten vom Fahrweg aus Murmeltiere beobachten. Nach 1 ¼ Stunden Gehzeit waren wir zurück an der Almhütte und konnten die himmlische Ruhe und die Aussicht ins Birkental und auf die Gipfel der Lechtaler Alpen genießen. Zum Abendessen gab es eine große Pfanne voll Kässpatzen mit Salat. Nach einem gemeinsamen Umtrunk und Kartenspiel mit den freundlichen Hüttenleuten gingen wir um 23 Uhr schlafen. In der Nacht wurde es kühl und einige mussten sich eine zweite Wolldecke nehmen.

Herrr Grauss mit der Hüttenwirtin Unsere Wandergruppe vor der Hütte

Am nächsten Morgen, dem Tag der Heimfahrt, schien wieder die Sonne. Um 8 Uhr war schon der Tisch gedeckt und es gab ein Frühstück wie im Hotel. Nach einem Gruppenfoto mussten wir uns leider von der Lissi verabschieden, aber wir versprachen, wieder zu kommen. Über den Alpenrosenweg erreichten wir in 1 ½ Stunden unsere Autos in Nesselwängle. Damit war unsere 21-stündige Wanderung zu Ende. Mich hat sehr gefreut, dass meine untrainierte Frau bis zum Ende durchgehalten hat und es allen gefallen hat. Es war ein wunderschönes Erlebnis mit meiner Familie, das ich jedem Bergfreund nur wärmstens empfehlen kann.

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