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Aug

Alpenwellness im Allgäu: aussichtsreiches Detox im Bergkristall

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Pool with a view: Der Blick vom „Hotel Bergkristall“ geht bis in die Schweiz

Alpen… äh, was bitte? Alpenwellness? Wir wollen wissen, ob es sich wirklich anders anfühlt, wenn man sich zwischen Almen anstrengt oder auf 1000 Metern Höhe entspannt. Wir? Eine Fotografin und ein Autor aus Hamburg, zwei Reisejournalisten, die ihrer Sammlung an Länderpunkten einen neuen hinzu fügen – das Allgäu. Station 11: Wie ein Ausflugshotel zu einem wundervollen Hotel wurde – das „Bergkristall“
Ein Hotelportrait von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

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Unsere drei Gastgeber in Oberstaufen: Sabine, Hans-Jörg Lingg und der Bergkristall

Sie sind ein schönes Paar – die Risikobereitschaft und der unternehmerische Mut. Man braucht beide, um einen eigentlich erfolgreichen Betrieb aufzugeben, weil man ein neues Konzept starten will. So mancher hatte Sabine und Hans-Jörg Lingg prophezeit, sie würden Harakiri betreiben als sie vor 25 Jahren beschlossen, ein erst kürzlich übernommenes und sehr gut besuchtes Ausflugslokal an einem Berghang vor den Toren Oberstaufens so nicht mehr fortführen zu wollen. Denn an schönen Wochenenden stauten sich die Busse auf dem Parkplatz vor der Aussichtsterrasse. Es war nicht so, dass das Lokal kein Geld brachte. Doch irgendwann war sie da – die Frage, ob es nicht auch etwas anderes gebe als täglich 300 Essen auszugeben? Gäste kamen und gingen. Aber die Frage blieb. Und was klingt wie ein Ende, war in Wirklichkeit ein Anfang.

Jetzt stehen wir auf der gerade beschriebenen Aussichtsterrasse. Weit geht der Blick über das Tal. An schönen Tagen wie diesen bis zum Säntis, dem charakteristischen Schweizer Berg. Eine große Ruhe herrscht hier. Ein Mann lässt sich langsam in den Pool gleiten, eine Frau im weißen Bademantel blättert in ihrem Buch, zwei Zicklein bocken einander, und im Himmel über dem Tal zeichnet sich die Silhouette eines Greifvogels ab. Erst jetzt, da man diesen Moment auf sich wirken lassen kann, diesen Ort, diese Aussicht, diesen Frieden, erst jetzt erkennt man, dass Sabine und Hans-Jörg Lingg nicht etwas aufgegeben haben – sie haben etwas bewahrt. Und ein Idyll für uns aufgebaut. Für uns Gäste des Hotels Bergkristall.

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Rückzugsort für die Tage, an denen man nicht draußen entspannen kann

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Das Felsquellwasser im Bergkristall-Spa liefert mehr als Wohlgefühl

In diesem Jahr begeht das Hotel sein 20. Jubiläum. Wir sitzen mit unseren Gastgebern auf der Terrasse. Und sie erzählen wie 1995 aus dem „Bergstüble“ das „Bergkristall“ wurde, wie sie das Haus ständig erweitert haben: Vor 10 Jahren wurde das Restaurant vergrößert, um die Terrasse ergänzt, vor fünf Jahren dann die neue Wellness-Abteilung – mit Panorama-Sauna hinter hohen Fenstern und Infinity-Pool, der es immer wieder in eines der Rankings der aussichtsreichsten seiner Art schafft. Soeben sind die vorläufig letzten Umbaumaßnahmen beendet worden, neue Zimmer, ein neues Fitness-Studio, ein neuer Eingangsbereich. Ein Haus, das Traditionen abstreift und sich der Gegenwart stellt, den Ansprüchen, die der Gast aus modernen Hotels in Großstädten oder anderen Ländern mit bringt.

Wie stellen sich die Gastgeber eigentlich ihren Besucher vor? Sabine Lingg sagt, wir haben  kein konkretes Bild vor Augen. Selbstverständlich sei es das Ziel, dass sich die Gäste hier wohl fühlen. Doch zuerst soll es den Gastgebern gefallen. Sabine und Hans-Jörg sind immer wieder unterwegs, verbringen Teile ihrer Ferien in anderen Hotels, mit offenen Augen, auf der Suche nach Inspiration. Hotelier ist kein Beruf, es ist eine Leidenschaft. Zurück in Oberstaufen haben sie ihrer Leidenschaft einen Ort gegeben. „Unser Hotel soll uns so gut gefallen, dass wir gern drin wohnen würden.“

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Probleme mit dem Knie? Wolfgang ist Masseur und Heilpraktiker

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Heiße Kräuter für den Rücken: Der Therapeut stempelt mit Hitze

Das „Bergkristall“ ist kein großes Hotel, 60 Zimmer, es ist eher ein geräumiges Hotel. In kaum einem anderen Haus hat der einzelne Gast so viel Platz. Das spürt man besonders in der Wellness-Abteilung. Schon der Empfang erfolgt in einer Atmosphäre der Großzügigkeit, uns wird ein Getränk gereicht, man zeigt uns die Behandlungsräume, den Indoor-Pool, die Sauna-Welt, und dann stellen sich die Therapeuten vor. Susanne Neuy wird sich um Susanne kümmern, die Farbtherapie soll Abwehrkräfte stärken, blockierte Meridiane frei legen, die Akupunktur-Punkte stimulieren. Es ist eine faszinierende, mitunter verblüffende Reise in die Welt des Lichts.

Ich erlebe den ursprünglich aus Berlin stammenden Heilpraktiker und Masseur Wolfgang. In Aussprache und Humor ganz ein Original. In der konzentrierten Hinwendung zum Gast ein perfekter Therapeut. Erst tupft er mit erwärmten Heusäckchen – gefüllt mit Kräutern der Region – den Rücken ab und stimuliert so mein größtes Organ, die Haut. Dann erkennt er noch eine Fehlstellung eines Beines und korrigiert sie durch ein paar verblüffend einfache Griffe. Während Susanne die Welt in anderen Farben zu sehen beginnt – und mit einer ungeahnten Leichtigkeit die Wellness-Abteilung verlässt.

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Wie fühlst du dich heute? Pink, gelb oder rot? Das Konzept der Farbtherapie…

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…wird kombiniert mit dem Material, das dieses Hotel ausmacht: Bergkristall

Wir sitzen in der Sauna. Auch die ist ein Ort der Weitsicht. Durch das große Fenster sieht man in den Himmel über dem Tal und in das Wildgehege des Hotels. Rehe, ein Hirsch, ein paar Ziegen. Sie dürfen einfach hier sein, über die große Wiese traben, ohne dass die Linggs den Hintergedanken hegen, die Tiere an die Gäste zu verfüttern. Und tatsächlich wäre das ein Frevel. Denn schon nach kurzer Zeit geht es uns wie anderen, die hier ihre Ferien verbringen, wir liegen und lesen, sehen auf und den Rehen zu, sinnieren über das Gelesene und das Leben. Und die Schönheit der Kreatur. Alles hat seinen Platz, seinen Sinn. Die Gedanken, die man beim Beobachten von wilden Tieren hat, können unglaublich beruhigend sein.

Am Abend im Restaurant sind wir etwas spät dran. Das „Bergkristall“ bietet – ganz der Tradition Oberstaufens folgend – auch die klassische Schrothkur an. Die Schrothler essen früh. Und so sind wir und noch ein anderes Paar die letzten Gäste. Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen, und ein faszinierendes Blau legt sich über das Tal. Wir essen Fisch, trinken Wein, spüren eine schöne Verbindung mit diesem Ort.

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Die Tiere im Wildgehege des Hotels sollen nur das Auge erfreuen, nicht den Gaumen

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An den Menschen in der bodentief verglasten Sauna erfreuen sich die Ziegen

Die Linggs sind ihrer Zeit voraus. Sie haben einen gut gehendes Ausflugslokal aufgegeben um ein noch erfolgreicheres Hotel zu starten. Und jetzt bieten sie die Infrastruktur an für eine der größten Sehnsüchte der Gegenwart: Zeit für mich. Ohne Smartphone und Social Media. Denn in den Zimmer wird ab 19 Uhr abends das W-Lan-Netz ausgeschaltet. Digital Detox im Allgäu. Wir genießen es. Und bleiben einfach noch etwas länger im Restaurant sitzen.

Bergkristall. Ein perfekter Ort für alle, die innere Ruhe finden wollen.

Kräuterwanderungen. Die Heusäckchenmassage ist großartig, sammeln Sie Ihre Kräuter.

Digital Detox. Schrothen ist Deutsch für Detox. Ein Erfahrungsbericht.

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Der Geschmack des Allgäu: kross gebratenes Fischfilet, Schaum und Bergkräuter

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Vom Glück, im rechten Moment am rechten Ort zu sein: Abendstimmung

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