8.

Feb

He-Du-Hee: Fasnacht in Marktoberdorf

Mit der Weiber-Fasnacht geht’s los, am „Unsinnigen Donnerstag“. Die Fasnachtsabende im MODEON sind früh ausverkauft. Und der Kinderball am Faschingsdienstag ist mit über tausend Prinzessinnen und Cowboys einer der größten der Region. Am Faschingssonntag lockt der Gaudiwurm Narren-Volk bis aus Österreich, der Schweiz und Baden-Württemberg. Was für ein grandioses Theater!

„Fußball-WM in Grönland“ hieß eine der markanten Forderungen. Zum 50. Mal seit 1966 bewegten sich heuer die Narren mit kunstvoll gebauten Themenwagen durch die Stadt. Den Jubiläums-Umzug wollten 40.000 Menschen sehen, eine Rekordkulisse. 96 Gruppen in 64 Zugnummern sorgten für Stimmung. Und das Wetter spielte mit. Als nach Eisbären, Wildschweinen, Kühen und einem Riesen-Biber die Zug-Ente durchs Ziel watschelte, schien sogar die Sonne.

WM-Groenland

Fasnachts-Sonntag in Marktoberdorf. Vorglühwürmchen schwirren. An den Kreuzungen stehen Absperrgitter bereit. Die Ortsduchfahrt muss frühzeitig gesperrt werden. Giraffen, Hühner, Löwen, Häschen und Bienchen tanzen. Hier Würstel vom Grill, dort Bier vom Fass. Da darf man kein kleiner Feigling sein. Die Auslagen der Geschäfte sind mit Girlanden und Knalltüten dekoriert. Fasnachts-Präsidentin Claudia Bestler hakt nochmal Position für Position die ellenlange Orga-Liste für die Veranstaltung ab. Passt alles. Und die freundlichen Mädel beim Bäcker verkaufen heute Brezen und Krapfen maskiert!

Fasnachtsabende: sechsmal volle Hütte!
Mittendrinn und nicht nur irgendwie (auch) dabei: Marktoberdorf ist das Narren-Nest in Bayerisch-Schwaben. Der Marktoberdorfer Fasnachtsverein „D‘Oberdorfer Fasnachter e.V.“ einer der größten und wichtigsten Vereine. Fasnacht in Oberdorf, das ist schon eine ernsthafte Angelegenheit, ein Stück Stadtkultur. Die Tradition der Fasnachtsveranstaltungen reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Zum Glück gibt es in Marktoberdorf das Veranstaltungszentrum MODEON. Sonst könnten nicht 3000 geschminkte und von Kopf bis Fuß maskierte Gäste im total ausverkauften Saal ein Vier-Stunden-Feuerwerk aus Tanzrevue, mundartlicher Wortakrobatik und intelligentem Derblecken genießen, das die Fasnachter in tage-, wochen- und vor allem nächtelanger Arbeit einstudiert haben.

Hurra, Hurra, die Fasnacht, die ist wieder da!
Der Oberdorfer Gaudiwurm blieb im kabarettistischen Wettstreit mit dem chinesischen Drachen siegreich. Ganz ohne „Rosarote Brille“ oder Kuchen-Carpaccio aus einer ortsansässigen Konditorei.

Von Montag bis Samstag strömten in der Woche vor dem Faschingssonntag auch heuer wieder jeweils rund 500 Gäste in den dekorierten Saal. Sie hörten, dass Angela Merkel (vergebens) ein Hotel in MOD sucht und dass die SPD landläufig als sichere Herkunftspartei gilt, dass ein Dirndl als bayerische Burka durchgeht und dass ein Mensch einfach nicht mehr werden kann als ein Oberdorfer. Es sei denn, ein Oberdorfer Fasnachter.

Abschlussbild-Fastnachtsabe

19.25 Uhr. Der Techniker wechselt routinemäßig die Batterien in den zwanzig Headsets bzw. Mikrophon-Einheiten. Die Beleuchter sind auf Position. Die Showband „Voice“ haut voll auf die Pauke. Hurra, hurra, die Fasnacht, die ist wieder da! Und die Heiligen Drei Könige haben jetzt eine Navi-App. Und landen versehentlich in Bethlehem bei Lengenwang. „Die Karawane zieht weiter, der Sultan hat Durst!“

Das Geheimnis des Erfolgs ist, dass die Menschen auf der Bühne und im Publikum sich kennen, weil so jeder Gag ankommt und jede Spitze trifft. Die Landrätin, der Bürgermeister, jeder, der es verdient hat, bekommt sein Fett weg. Die Faschingsbegeisterung in Marktoberdorf hängt mit der bayerisch-schwäbischen Lust fürs Theaterspielen zusammen, und mit der überdurchschnittlichen Musikalität dieser Stadt an der Nahtstelle zwischen alemannischer Fasnacht und altbayerischem Fasching.

Pünktlicher Start am Rathaus – mit „He-Du-Hee!“
Marktoberdorf macht mit und ist nicht nur irgendwie dabei. Das ist der Lohn für all die Fasnachter, die Jahr für Jahr Unglaubliches auf die Beine stellen. Ehrenamtlich!!! Und heuer in Rekordzeit. 2017 ist mehr „Luft“. Schon mal zum Vormerken: der Faschingssonntag fällt auf den 26. Februar!!! Dann trifft man sich in MOD wieder beim Nachbarn zum Weißwurstfrühstück und gegenseitigen Schminken. Um 13.30 Uhr geht’s los. Start am Rathaus. Mit „He-Du-Hee!“.

Zugente

Wenn die „Zug-Ente“ durchgewatschelt ist und Moderator Arno Jauchmann auf seinen Rollerblades keine Stimme mehr hat, wird – so wie es Tradition ist – an der Raukreuzung, dem Stachus der Stadt, in den Gaststätten und in den Partyzelten der Vereine noch lange getanzt, gebechert und geschunkelt, während dessen die Kehrmaschine die Bundesstraße eilends von Luftschlangen und Konfetti säubert.

Mehr Interessantes gibt es direkt auf der Webseite der Oberdorfer Fasnachtern unter www.oberdorfer-fasnacht.de

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