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Jul

Ein Geheimnis entdecken: Der besondere Geist im „Parkhotel Burgmühle“ in Fischen

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experten-autor
Wellness, Wellnesswochende, Kultur, Wellnessurlaub, Gesundheit

Ein Hotel mit Anspruch: Ein Bett ist ein Bett, doch dies ist ein besonders gutes Bett. Der Jäger steht im Restaurant, der Geweihkronleuchter hängt in der Rezeption der „Burgmühle“

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Alpen… äh, was bitte? Alpenwellness? Was ist das? Wir wollen wissen, ob es sich wirklich anders anfühlt, wenn man sich zwischen Almen anstrengt, auf 1000 Metern Höhe entspannt oder nach dem Saunieren in einen Bergbach steigt. Wir? Eine Fotografin und ein Autor aus Hamburg, zwei erfahrene Reisejournalisten, die ihrer Sammlung an Länderpunkten einen neuen hinzuzufügen – das Allgäu. Station 3: Besuch bei Markus Reinheimer, der nicht nur stolz ist auf den schmucken neuen Anbau am Hotel Burgmühle, sondern auf die Kernkompetenz des Hauses…
Ein Hotelportrait von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

Glück und Unglück liegen manchmal nah beieinander, auch im kleinen. So wissen wir selbstverständlich, dass schlechtes Wetter kein Unglück im eigentlichen Sinne ist. Doch wer sich auf sonnige Tage in den Bergen gefreut hat und dann ein kalt-regnerisches Frühsommerwochenende erwischt, dessen Miene zeigt sich anfangs ähnlich düster wie der Himmel. Bis man im „Parkhotel Burgmühle“ angekommen ist und erkennt – die meinen es ja wirklich ernst mit der Wellness!

Denn machen wir uns doch nichts vor: So manches Hotel, das sich mit dem großen Wohlfühlwort schmückt, hat nicht mehr zu bieten als eine manchmal eher minder als mehr einladende Kellersauna. Das trifft für die Burgmühle nun wahrlich nicht zu, so viel hat schon die Website gezeigt, die Lust macht auf 1400 Quadratmeter Wellness. Doch wie ein Ort auf Fotos aussieht, und wie er sich in Wirklichkeit präsentiert, das ist – wie man bei uns in Norddeutschland sagt – oft genug „ein anderer Schnack“. Ein dunkelgraues Sommerwochenende erweist sich als perfekt-unbarmherziger Zeitraum für einen intensiven Test.

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„Eigentlich kommt ihr ein wenig zu früh“, sagt Hoteldirektor Markus Reinheimer. Noch rieche es nach Farbe und frisch verlegtem Teppich. Noch sei der neue Außenpool nicht ganz fertig (Stand Anfang Juni). Noch müssen sich die Mitarbeiter an all das Neue gewöhnen. Doch eigentlich sind alle schon recht stolz auf das, was hier entstanden ist. Und der Chef nimmt uns mit durch sein Haus, um all „das Neue“ zu zeigen. Dabei ist neu schon der Ort, an dem unsere Reise durch das Hotel beginnt – die luftig-freche Rezeption, an der Alt und Neu aufeinander treffen, von oben baumelt ein Hirschgeweihkronleuchter.

Doch bevor wir uns auf die Tour durch die Burgmühle machen, wollen wir uns kurz mit der Geschichte des Hauses befassen: Schon im 15. Jahrhundert wird das Gebäude erwähnt als Mühle am Grundbach, die Ende des 19. Jahrhunderts zur Sägemühle umgebaut wird. 1973 wird an der Stelle des nicht mehr genutzten Gebäudes ein Hotel errichtet. Anfangs hat es 23 Betten und eher leidlichen Erfolg. Mitte der 1980er Jahre übernehmen Ingrid und Georg Reinheimer, die Eltern des heutigen Gastgebers – und noch immer im Haus aktiv – die Burgmühle. Und es beginnt ein Prozess der ständigen Modernisierung und Erweiterung. Das Hotel ist erfolgreich, im Jahr 2012 übernehmen die Reinheimers den Nachbarbetrieb. Seit dem Frühjahr 2014 präsentiert sich die Burgmühle im neuen Gewand.

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Mann mit Weitblick: Markus Reinheimer war einst Sportler und ist als Gastgeber ein Teamplayer. Er führt uns durch die neue Burgmühle, Fotos erinnern an deren Anfänge

Wir haben die neuen Zimmer gesehen, die groß sind und modern eingerichtet mit breiten, überlangen Boxspringbetten, farbenfrohen Sofas und schönen Schwarzweißfotos, Bad und WC liegen getrennt, und im begehbaren Schrank kann man viel mehr Gepäck unterbringen als wir für ein Wochenende dabei haben. Wir haben die Bar bewundert, die geräumig ist und aufgeräumt gestaltet, haben uns über die witzig-spielerische Kunst an den Wänden gefreut und auch den traditionellen Teil des Hauses in Augenschein genommen, kleinere Zimmer, klassisch eingerichtet, aber offenbar noch immer begehrt. Wie sagt der Chef doch so schön: Manche Gäste bevorzugen den Alpen-Stil.

Inzwischen stehen wir im Restaurant, das aus mehreren kleineren und größeren Räumen besteht, ineinander verschränkt, unterschiedlich dekoriert, so dass man sich überall wohl fühlen kann. In einem sitzen einige Mitarbeiter des Hotels und essen. Markus Reinheimer sagt, dass die Angestellten des Hauses dasselbe Essen erhalten wie die Gäste. Und dass man auch sonst recht großzügig sei, was zu einem stark ausgeprägten Gemeinschaftsgeist der hier arbeitenden führe. Die bestätigen ungefragt die Ausführungen des Chefs: Weihnachten wolle niemand frei nehmen, man würde lieber zusammen arbeiten…

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Ein Familienbetrieb: Nein, dies ist kein Portrait der Gastgeber als Rotwild – Szenen aus den Restaurants mit der traditionell gestalteten Speisekarte für modernisierte Alpenküche

Einer der Gründe für dieses fast familiäre Selbstverständnis im Hotel-Team ist sicherlich auch die Bescheidenheit der Gastgeber. So wohnt Hoteldirektor Reinheimer nicht in einer Villa am Ortsrand, sondern im Personalhaus. Und dieser Burgmühlen-Spirit ist überall spürbar. Er zeigt sich etwa daran, dass der Hausmeister – von Beruf ursprünglich Elektromeister – jetzt am Wochenende, obwohl er eigentlich frei hat, kopfüber in einem Sicherungskasten steckt. Irgendetwas stimmt nicht mit der Beleuchtung in der Garage. Aber es soll alles klappen in diesen ersten Tagen. Das Haus als Kraftanstrengung einer großen Familie.

Markus Reinheimer verabschiedet sich von uns. Er muss ins Restaurant, die letzten Vorbereitungen für das Abendessen laufen. Denn hier kellnert der Chef noch selbst. Wir flitzen in unser Zimmer, ziehen uns aus, die Bademäntel über. Und wir verbringen den Spätnachmittag in den Saunen der Burgmühle. Während oben schon die ersten Gäste essen, gehen wir dampfend über die regennasse Wiese am Grundbach. Wir stecken sogar unsere Füße hinein, stehen für einen brutalen Moment im eisig-klaren Gebirgswasser. Und springen mit taub gefrorenen Zehen wieder an Land.

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Wohlgefühl hat einen Namen: Kosmetikerin Christine kümmert sich um den Teint, Therapeut Thilo um den Körper. Die Wellness-Abteilung der Burgmühle bietet auch Gymnastik

Abends sitzen wir dann glücklich am Tisch und genießen die deftig-feine Küche von Markus Nägele. Er interpretiert klassische Gerichte neu, entschlackt sie etwas, ohne ihnen den alpenländischen Charme zu nehmen. Dazu wird uns ein perlend-frischer Rosé serviert, der mit Licht und Sonne den Abend eines grauen Tages zum Glitzern bringt. Später fallen wir zufrieden in das tolle Bett, es ist sehr breit, sehr lang, sehr bequem. Und während wir da liegen, das Erlebte kurz haben Revue passieren lassen, machen wir uns Gedanken über die Aufforderung über den Kopfkissen: „Zeit zu Träumen“ steht da. Müsste es nicht „Zeit zum träumen“ heißen? Oder „Zeit für Träume“? Es gibt zwei Meinungen. Doch so richtig endet der Streit nicht. Das Bett erfüllt seinen Zweck, und wir schlafen, bevor wir zu einer Antwort gekommen sind.

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Hitze und Abkühlung: Die Saunenwelt ist rustikal-modern gestaltet, der hoteleigene Park mit Bach zeigt sich ursprünglich, vor allem eiskalt. Die Galerie bietet einen Überblick

„Sie werden richtiggehend schweben“, sagt Thilo. Er hat mich massiert, mit einer schwarzgrünen Paste eingeschmiert und in Plastik eingewickelt. Jetzt lässt er die Wassermatratze, auf der ich ich liege, langsam in einen große Wanne ab, und es stimmt, ich beginne davon zu segeln. Für Minuten fühlt sich das Leben weich und leicht an. Schwerelos. Gelegenheit, sich über das Erfolgsgeheimnis der Burgmühle Gedanken zu machen – fast 80 Prozent der Gäste sind Stammgäste, selbst in der Zeit des Umbaus, in der man sogar deutlich darauf hin wies, dass im und am Haus gearbeitet werden würde, lag die Auslastung an manchen Tagen bei mehr als 90 Prozent. Was ist hier eigentlich los?

Beeindruckt hat zudem, dass viele Mitarbeiter aus der Region sind, ja sogar aus dem Ort. Wie Christine, von der Susanne ein sorgfältiges Gesichtstreatment erhält. Wie Thilo, mein Physiotherapeut, der souverän massiert und mir währenddessen von seiner Leidenschaft erzählt, dem Laufen. Dass er an mehreren Wettbewerben im Jahr teilnehme. Klar, der Chef unterstütze ihn dabei. Es ist also gar nicht so kompliziert, das Geheimnis der Burgmühle. Es ist ein besonderer Zusammenhalt, neudeutsch auch Spirit genannt. Man kann ihn hier überall spüren. Um ihn zu ergründen braucht es nicht unbedingt ein ordentlich verregnetes Wochenende. Aber es hilft.

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Ein Ort auch für Regentage. Die Burgmühle ist ein wirklich schönes Wellness-Hotel, gelegen auf einer „Insel“ – eine etwas euphemistische Bezeichnung für ein von zwei Bächen umschlossenes Stück Land – in Fischen, einem der Hörnerdörfer.

Hörnerdörfer?! Hörnerwas…? Fischen gehört zu einem Verbund aus fünf Dörfern, die am Fuße der so genannten Hörnergruppe liegen, die besteht aus sechs Gipfeln, von denen vier ein Horn im Namen tragen, zwei einen Kopf.

Mehr zum Ort. Die Website bietet allerlei Infos zu Fischen, das mit knapp 3000 Einwohnern eigentlich kein Dorf ist. Aber, ja mei. Sollten Sie an einem Regentag kommen, wissen Sie ja nun, was zu tun ist.

  1. Brigitta Knust sagt:

    Ich habe mit großem Interesse und auch großer Freude Ihren Bericht gelesen. Als Stammgast der Burgmühle und des Ortes Fischen kann ich all Ihren Ausführungen bedingungslos zustimmen. Ich komme gerade von einem Aufenthalt in der Burgmühle zurück und erinnere mich voller Sehnsucht an die letzte Woche und bin voller Vorfreude auf hoffentlich noch viele folgende Aufenthalte. Mein Mann und ich haben schon viele Hotels in der Welt erlebt – aber die Burmühle ist einzigartig und immer wieder unser Zufluchtsort.

    • Liebe Brigitta Knust,
      vielen Dank für Ihren aufrichtigen und herzlichen Kommentar. Es ist immer wieder schön zu erleben, wie sehr manche Hotels ihren Gästen ans Herz gewachsen sind – und wie manche Gäste ihren Hotels. Auch wir haben uns sehr wohl gefühlt in der Burgmühle, obwohl die Arbeiten an dem Haus damals noch gar nicht abgeschlossen waren. Wir wünschen Ihnen noch einige erholsame Reisen nach Fischen, wir werden jetzt im Herbst wieder im Allgäu sein.
      Herzliche Grüße
      Susanne & Dirk

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