22.

Sep

Ein Haus, das Traditionen pflegt: Und doch ist das “Golf und Spa Hotel Tanneck” auf der Höhe der Zeit

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Grünlage: Der Garten des „Hotel Tanneck“ liegt am Rand von Bad Wörishofen

Alpen… äh, was bitte? Alpenwellness? Was ist das? Wir wollen wissen, ob es sich wirklich anders anfühlt, wenn man sich zwischen Almen anstrengt, auf 1000 Metern Höhe entspannt oder nach dem Saunieren in einen Bergbach steigt. Wir? Eine Fotografin und ein Autor aus Hamburg, zwei erfahrene Reisejournalisten, die ihrer Sammlung an Länderpunkten einen neuen hinzuzufügen – das Allgäu. Station 5: Das “Golf und Spa Hotel Tanneck” ist viel trendiger als es scheint…
Ein Hotelportrait von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

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Licht und Luft: Ein heller Wintergarten, ein langer Pool, eine nackte Dame aus Stein

„Onkel Dieter würde es hier lieben!“ Das fällt mir sofort ein als wir das Golf & Spa Hotel Tanneck in Bad Wörishofen betreten. Der Bruder meiner Mutter war mein Lieblingsonkel. Onkel Dieter hatte es zu etwas gebracht im Leben. Und als Kind staunte ich immer, wenn wir ihn besuchten. Er wohnte mit seiner Familie in einem Bungalow in Polsum, das ist ein kleiner Ort im Norden von Gelsenkirchen, ein grünes Idyll zwischen Halden und Zechentürmen. Onkel Dieters Bungalow war für mich damals der Inbegriff von Luxus: Messingtürklinken, Lampenschirme mit Toddeln, schwere Polstersessel, große gegenständliche Gemälde an den Wänden, ein heller Wintergarten. Noch lange dachte ich, wenn sich die Erwachsenen über reiche Menschen unterhielten, sofort an das Haus von Onkel Dieter.

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Rezeption mit zwei Frauen: ruhige Farben, Messing und Gardinen, eine Schale mit Äpfeln

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Ein kühler Sommertag: Zum Glück gibt es einen Außen- und einen Innenpool

Jetzt fällt er mir wieder ein. Wir stehen im Eingangsbereich des Hotels. Es ist ein hoher Wintergarten, lichtdurchflutet, glänzend wie ein Kristallpalast. Kupferfarbene Lampen mit Zugkettchen, Sessel mit geschwungenen Lehnen. Dunkle, ruhige Farben, aber auch Creme und Grün. Dicke Teppiche. Der Besuch in einem Hotel als Erinnerungstrip in die eigene Kindheit. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt bei meinem Onkel. Und auch wenn ich heute selbst einen anderen Einrichtungsstil schätze, habe ich großen Respekt für ihn.

Ein Hotel muss seine Zielgruppe finden. Und tut gut daran, diese zu halten, sich mit ihr souverän zu entwickeln. Das Tanneck hat sich auf den Gesundheitstourismus spezialisiert. Bad Wörishofen hat eine große Tradition dafür, wirkte hier doch der Hydro-Therapeut Sebastian Kneipp, dessen Lehre zwar nicht unumstritten war, die Bad Wörishofen dennoch nachhaltig verändert, ja gar geprägt hat. 125 Jahre nach Kneipp kommen die Gäste noch immer, vor allem um zu kuren. Das Tanneck ist ein perfekter Ort dafür.

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Wir zeigen keine Nackerten – außer der Dame aus Stein – , deshalb nur Kneipp-Vorführungen

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Wasser in der Hydrotherapie: Die Güsse beginnen mit den Füße und den Beinen

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Priester, Punker, Pop-Star: Kneipp machte Wörishofen im Alleingang zum Bad

Die Kneipp-Behandlung hat in den vergangenen Jahren einige Rehabilitation erfahren. Kneippen beinhaltet viel mehr als Wassertreten und -güsse. Die Ernährung soll schonend sein, das Bewegungskonzept setzt auf Ausdauer, sportliche Betätigung an frischer Luft, Spaziergänge. Heilpflanzen sollen Vorbeugung und Heilung unterstützen. Und wer die Anweisungen für Kneipps „Ordnungstherapie“ liest, wird sich mitten in den Burnout-Diskussionen der Neuzeit wähnen: Grundlage einer gesunden Lebensweise sei ein regelmäßiger Rhythmus aus Arbeit und Entspannung (neudeutsch: Work-Life-Balance), in Einklang mit Mensch und Natur (neudeutsch: Nachhaltigkeit), dem Leben einen Sinn geben (neudeutsch: Achtsamkeit).

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Gediegene Atmosphäre, souveräner Service, champagnerfarbene Vorhänge: das Restaurant

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Serviert werden klassische Gerichte, wie Rotbarsch, aber auch Penne all’arrabiata

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Bademäntel: Die Deluxe-Zimmer verfügen über Blumen-Sofas und Sonnen-Balkone

Eigentlich also ist der Ort mit seinem traditions-bedingten Konzept ganz vorn in der touristischen Entwicklung unserer Zeit. Denn es wird immer mehr Menschen geben, die sich um ihr körperliches und seelisches Wohl kümmern. Immer mehr Gäste, die den guten Service in Anspruch nehmen sollten, den die tollen Therapeuten im Tanneck – hier seien Nicole und Susanne stellvertretend gelobt – anbieten. Gäste, die die feine, aber eher klassische Küche schätzen. Und das Ambiente. Mich erinnert es an meinen Onkel Dieter, doch die Gäste fühlen sich wohl, schreiben lange Lobeshymnen in das Gästebuch. Im Restaurant höre ich ein älteres Ehepaar zum immer aufmerksamen Kellner sagen, dass sie im nächsten Jahr „ganz sicher wieder kommen“, und dass sie dann die „20 Jahre Tanneck“ voll haben.

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Das Spa-Team im Tanneck: Susanne und Nicole verstehen ihr Hand-Werk

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Bitte hinlegen: Liegen beim Innenpool und eine der Massage-Bänke

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Aphrodite steht für die Kraft des Wassers, sie ist die Sex-Göttin der griechischen Mythologie

Am Morgen des Abschieds gönne ich mir eine Massage. Und steige dannach in den großen Außenpool. Er ist eingebettet in eine Wiese, die am Stadtrand von Bad Wörishofen liegt. Weit geht der Blick über die Felder bis an den Waldrand. Ich ziehe ein paar Bahnen. Und selbst an einem eher trüben Tag wie heute stellt sich schon bald ein tiefes Gefühl von Entspannung ein. Onkel Dieter, du hast immer irre viel gearbeitet in deinem Leben, ich bin sicher, dieser Ort wäre was für dich.

Im Geiste der Gesundheit. Wer sich ein Bild machen will vom Hotel im Kneipp-Ort, findet auf der Website erste Informationen und Broschüren zum Download.

Das Zentrum der Bewegung. Bad Wörishofen wurde quasi von einem Mann allein zum Kur-Ort gemacht, heute nennt sich der Ort selbst die „Gesundheit-Stadt“.

Moderne Wasserwelt. Der Bau der Therme Bad Wörishofen war sehr umstritten, inzwischen ist das Bad ein großer Erfolg und teils eine Neu-Interpretation der Kneipp-Lehre.

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