17.

Jan

Ballonstart Ballonfestival Tannheimer Tal

Ballonfestival Tannheimer Tal – meine erste Ballonfahrt

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experten-autor

„Völlig losgelöst, von der Erde… “ so kam ich mir vor, als ich im Ballon aus einer Höhe von 3.400 m auf das Tannheimer Tal und über die Allgäuer Alpen schauen konnte.  Das Internationale Ballonfestival im Tannheimer Tal feiert 2020 das 25jährige Jubiläum und lädt ein. Insgesamt 70 Ballone aus den verschiedensten Ländern sind bis zum 21.01.2020 am Start. Die weiteste Anreise haben die Chinesen. Für die Ballonfahrer ist das Ballonfestival Tannheimer Talein fester Termin: für sie bedeutet das Treffen einfach nur Urlaub mit Erfahrungsaustausch und Treffen Gleichgesinnter aus allen möglichen Ländern. Und für den Gast ist es die Gelegenheit, eine Ballonfahrt zu erleben oder einfach nur dabei zu sein. Das beginnt beim Aufbau, dem man aus nächster Nähe zusehen kann und endet beim nächtlichen Ballonglühen.

Ballone am Startplatz

Meine erste Ballonfahrt

Wer mitfahren möchte, meldet sich einfach beim Veranstalter Ballonfestival Tannheimer Tal, dem Ballonteam Höfer am Startplatz an der Sägerklause in Tannheim. Die Mitfahrt kostet 250 €. Die Gäste werden einem Ballon zugeteilt. So auch ich. Das Orga-Team händigt mir einen simplen Zettel aus, auf dem stand Nr 5, Gerard Gless. Also gehe ich zum Startplatz und mach mich auf die Suche. Pro Tag starten bis zu 30 Ballons. Schon die Hänger, in denen die Ballone verstaut sind, zeigen die Nationen: Arabische Emirate, Litauen, Niederlande, Polen und natürlich viele deutsche Teams. Endlich sehe ich die Nummer 5. Den Hänger hätte ich gar nicht mit Franzosen in Verbindung gebracht, denn ein umlaufendes Foto zeigt das Panorama der Allgäu Alpen, ganz gut erkennbar am Hochvogel, der Mädelegabel und dem Ifen. Gerard, Claude, Huguette und Claudine zeigten sich erfreut über mein Französisch und erklärten mir gleich, wo ich beim Aufbau des Ballons helfen soll.

Französisches Team, aber mit Allgäuer Alpen als Dekor

 

Der Aufbau eines Ballons

Eigentlich geht der Aufbau recht schnell: Der Korb, die Ballonhülle, ein Kompressor und Brenner werden aus dem Hänger geladen. Die Ballonhülle allein beträgt schon 25 m. Da braucht man Platz. Als diese ordentlich ausgelegt ist, halte ich mit Claudine die Ballonhülle so, dass der Kompressor Luft einblasen kann. Schließlich feuert Gerard: Die erste Ladung heiße Luft bläht den Ballon langsam auf. Schließlich füllt sich die Hülle und steigt auf und ich darf zu den Piloten Gerard und Claude in den Ballon steigen.  Viel Platz hat man nicht: links und rechts stehen drei Glasflaschen, über einem ist der Brenner befestigt und mit zwei Männern und mir ist der Korb voll. Per Funk wird die Starterlaubnis erteilt.

Hülle hoch für den Ballon

 

 

Wir schweben!  Unfassbar!

Gerard heizt und der Ballon hebt unmerklich ab. Wir schweben!  Wir nähern uns Fichten und ich befürchte schon, in den Wipfeln hängen zu bleiben. Doch wir steigen immer mehr auf. Zunächst trägt uns die strömende Luftschicht nach Westen und auf einmal sind wir in einer anderen Schicht und wir steigen in dieser nicht nur immer höher, sondern auch gen Osten. Ballone am winterlichen Himmel malen bunte Punkte ins strahlende Blau und diesmal bin ich dabei!

Tannheim von oben

Völlig losgelöst – ein unglaubliches Panorama bei einem Traumwetter

Unter mir ist nun Tannheim. Die Kirchglocken läuten 12 Uhr.  Der Vilsalpsee, das Gaishorn,  der Hochvogel, der Ifen  – die ganze Alpenkette sehe ich nun von oben. Im Osten als hohe weite Punkte sieht man die anderen Ballone. Bei mir kommt leichte Panik auf: So hoch wie die da vorne und so hoch über den Alpen – was ist wenn etwas passiert? Ich reiße mich zusammen und höre wie Gerard mir erklärt, wie seien nun in einer guten Luftschicht und steigen pro Sekunde 2,5 m auf. So zeigt es der Höhenmeter. Auf ganze 3.400 m kommen wir schließlich.

Die Alpen von oben

Der Vilsalpsee, die Allgäuer Alpen. Das Ballonfestival Tanheimer Tal erlaubt Aussichten, die sind unglaublich schön! Danke an den Organisator in Tannheim, an Michael Keller und dem ganzen Team!

Gefühlt fahren wir direkt aufs Zugspitzmassiv zu – doch die Luftschichten und Winde führen uns hinaus gen Norden. Über die Große Schlicke und den Vilser Kegel führt uns die Fahrt über den Alatsee und Weißensee. Von hier oben schaut der Forggensee gerade jetzt im Winter toll aus. Man erkennt die historische  Via Claudia richtig gut. Auch die Burgruinen sieht man ganz deutlich, genauso wie die drei Schlösser von Füssen: Das Stadtschloss, Hohenschwangau und Neuschwanstein. Auch das Festspielhaus zeigt sich deutlich. Der Ballon sinkt und er trägt uns an das östliche Ufer des Hopfensees.Füssen in Sicht

Sanft gelandet

Auch wenn es immer heißt, man könne einen Ballon nicht lenken, lediglich nach oben und unten und nur die geschickte Nutzung der Luftschichten ermöglichen dem Piloten zu navigieren. Ich habe das Gefühl Gerard kann steuern. Denn wir sind noch oben in der Luft und über Funk werden Huguette und Claudine instruiert, wo man landen werde und wo sie hinfahren sollen um uns einzusammeln.  Und es klappt auch! So schnell und routiniert wie das Team aufgebaut hat, so schnell wird die Ballonhülle auch wieder zusammen gerollt, der Korb und die Ausrüstung im Hänger verstaut. Im Gegensatz zu den deutschen Teams gibt´s keine Ballontaufe, dafür ein richtig schönes Picknick am Hopfensee: Die Franzosen wissen dieses herrliche Panorama am See  zu genießen. Es gibt neben allen möglichen Getränken auch Suppe, verschiedenste Käsesorten und hausgemachte Gänseleberpastete!

Gerard

Ballonsport – das ist ein schöner Luxus

Ballonfahrer müssen gleichermaßen Prüfungen ablegen wie alle anderen Piloten auch. Zudem sind die Ballone registriert und müssen sich einem TÜV unterziehen. Die Ballonhülle besteht aus dreierlei verschiedenen Ballonseiden, denn sie muss unterschiedlichen Bedürfnissen genügen. Sie muss mit Temperaturen von 110 Grad Celsius und mit der starken UV-Bestrahlung klar kommen. Der Korb hält da schon deutlich länger. Er ist übrigens immer noch aus Weidengeflecht, da die Weide schon mal Flammen übersteht und auch bei unsanften Landungen durch ihre Biegsamkeit ihre Form behält. Eine Ballonhülle kostet zwischen 30.000 € und 40.000 €, dazu kommt der Korb und die Technik. Man braucht dann noch für die „Erdferkel“, wie die Verfolger bzw Abholer der Ballone genannt werden, entsprechend den Hänger und das Zugfahrzeug und natürlich Platz zu Hause. Der Ballon von Gerard hat ein Fassungsvermögen von 3.000 Kubikmetern, ist 25 m hoch und wird durch den Doppelbrenner befeuert, wobei der einzelne Brenner eine Leistung von 2.800 KW hat. Nach unserer Fahrt  mussten die drei Gas-Flaschen wieder aufgefüllt werden. Wie Gerard mir sagte, ist es im Winter wesentlich besser zu fliegen: Man benötigt viel weniger Energie, um eine Differenz vom Balloninneren zur Umgebungstemperatur herzustellen. Und auch nur im Winter sind Alpenüberquerungen möglich, da man weniger heizen muss als im Sommer. Der Platz im Korb würde für die benötigten Gasflaschen nicht ausreichen.

Gerard kennt nicht nur die europäischen Alpen. Auch in Nepal war er schon und hat dort Schulen gebaut. Und übrigens: Un ballon vole – also er fliegt im Französischen.

Der Abschluss – Ballonglühen in Jungholz

Zum Ballonfestival gehört auch das nächtliche Ballonglühen, da tanzen Ballone auch schon mal Walzer.

 

 

 

 

  1. Hallo toller Beitrag eine Ballonfahrt ist super interessant! Sehr lesenswerter Beitrag :D Und dabei entstehen super Bilder und Videos. Viele Grüsse

  2. Danke! Ich hatte ja wirklich zunächst Bammel davor, in die Luft zu gehen. Aber dann war´s toll. Aber trotzdem habe ich mich nicht getraut über den Rand des Korbes zu schauen. Und mit meinem alten Handy konnte ich nur mäßige Bilder machen. Ich weiß aber, dass dies das perfekte Geburtstagsgeschenk für meinen Mann und Tochter sein wird!

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