18.

Sep

Yoga im Allgäu: In Harmonie mit großartiger Natur – gern auch nur für Männer

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experten-autor

Wir finden, es macht einen Unterschied, wo man die Matte ausrollt. Im Allgäu haben wir den Asanas noch etwas hinzu zu fügen: unsere großartige Natur! In einer kurzen Reihe erzählen wir, was das Besondere daran ist – am Yoga im Allgäu. Im ersten Beitrag begleiten wir Ludwig Stockinger. Er verbindet Wandern und Yoga zu einer einzigartigen Erfahrung. Es geht hinauf auf den Hirschberg…

 

 

„Posen“ sind das für ihn, wie Yoga heute vielfach in den Sozialen Medien dargestellt wird. Junge Frauen in schicker Kleidung, die sich verbiegen. Das soll vor allem cool aussehen, was es vor besonderer Landschaft tatsächlich oft auch tut. Für Ludwig Stockinger aber hat „sowas“ mit dem Grundgedanken des Yoga nicht mehr zu tun. Er sagt es leicht schnaufend, mitten im Anstieg auf den Hirschberg über Bad Hindelang, aber mit ruhiger Stimme. „Das ist kein Yoga, das ist eher Gymnastik.“ Der Weg führt über einen von Bäumen gesäumten Grat. Die Sonne scheint. Von einer nahen Alpe hört man die Glocken der Kühe. Eine Hummel brummt vorbei. Die Luft schmeckt würzig-süß – nach Blumen und trockenem Gras.

Auf jeder schönen Alpe ein Sonnengruß…

Ludwig Stockinger ist ein kräftiger Mann mit einem charakteristischen Schnauzbart und einer geradezu ansteckenden Ruhe. Er gilt als einer der Pioniere im Allgäu für Yoga in der Natur. Wenn man mit ihm unterwegs ist, sich mit ihm unterhält, beginnt man schon nach wenigen Minuten sich zu wundern, dass nicht unter jedem zweiten Baum eine Matte liegt, nicht auf jeder schönen Wiese eine kleine Gruppe den Sonnengruß macht, nicht an jedem Aussichtsplatz jemand sitzt und mit geschlossenen Augen einen Moment der inneren Einkehr genießt.

„Warum Yoga in der Natur werde ich immer nur gefragt, bevor sich ein Gast auf den Weg gemacht hat“, sagt Ludwig Stockinger, „sobald sie hier angekommen sind, dann wissen sie es.“ Inzwischen haben wir das Gipfelkreuz erreicht. Es steht nicht an der höchsten, sondern an der schönsten Stelle – einem kleinen Plateau auf 1.479 Metern. Unter uns rauscht der Luftkurort, vor uns staffeln sich die Allgäuer Alpen in die Ferne. Eine Landschaft so eindrucksvoll wie inspirierend, ehern und doch lockend. Wir rollen die Matten aus. Und kommen erstmal an.

 

Es sind Orte wie diese, an die der 1960 geborene Bergführer und Yogalehrer seine Gäste führt. Noch während seiner Berufstätigkeit als Bankkaufmann hat er die Prüfung zum Bergführer abgelegt. Das sei der Zehnkämpfer unter den Fremdenführern: Klettern, Ski fahren, Wetterkunde, Eiskenntnis, Erste Hilfe, um nur die wichtigsten Disziplinen zu nennen. Ludwig Stockinger hat eine elfte hinzu gefügt: das Yoga. Er hat die Kraft der indischen Lehre für sich entdeckt. Zuerst als Ausgleich zum Alltag. Später hat er sich zum Yoga-Lehrer ausbilden lassen. Und seither verbindet er seine Leidenschaften in Kursen. Etwa: Yoga für Männer, Yoga und Wandern, Yoga in den Bergen.

Männer machen vieles anders – auch Yoga

Wieso nur für Männer? „Männer sind gern unter sich“, erklärt der Bergführer in einer Pause, „da müssen sie nicht imponieren, können sich über Männerthemen unterhalten, über Hobbys, Projekte und auch Wehwehchen. Vor allem können sie hier sehr gut ihren Alltag hinter sich lassen und wieder ihren eigenen Rhythmus finden.“ Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Teilnehmer in diesem Rahmen Asana-Korrekturen leichter annehmen können als in einer gemischten Gruppe, dass sie eher bei sich sind, statt an den von Natur aus oft beweglicheren Frauen zu messen. Und dass sie ein besseres Körperbewusstsein entwickeln.

 

 

Yoga in der Natur ist nahezu selbsterklärend. Und doch nicht selbstverständlich. Ludwig Stockinger bietet Tagestouren mit Stopps an, bei denen die Matte ausgerollt wird für Meditationen und Asanas. Er versteht sein Angebot als Einladung, in die intakte Allgäuer Natur einzutauchen. Umgeben von den Elementen nimmt man seine Umwelt intensiv wahr. Man tankt Kraft und kehrt voller Energie in den Alltag zurück. „Denn das ist uns verloren gegangen – die wohltuende Verbindung mit der Natur.“

Das Ziel – die Harmonie von Körper, Geist und Umgebung

Vier Levels gibt es – von Wandern und Yoga im Tal bis zu Bergsteigen und Yoga in den Hochalpen. Doch selbst wenn sich die Anforderungen an die Bewegung ändern, die Asanas haben das immer gleiche Ziel: die Harmonie zwischen Körper, Geist und Umgebung. „Denn eigentlich geht es beim Yoga darum, sich auf die Meditation vorzubereiten“, sagt Ludwig Stockinger. Dafür brauche es keine Gymnastik, sondern Gelassenheit, Ruhe und eine bequeme Haltung. Vom Lotussitz hält er wenig, für Männer sei der nicht geeignet. Vor allem aber soll während der Meditation nicht irgendwann der Fuß schmerzen. „Das lenkt bloß ab.“ Deshalb hockt er auf seinem Rucksack. So könne er stundenlang sitzen.

 

 

Es ist vieles anders beim Yoga mit Ludwig Stockinger. So kann man sich beim Drehsitz – Trikonasana parivritti – mit jeder Atmung ein Stück weiter dehnen. Auf dem Plateau unter dem Gipfelkreuz steht die Ruhe im Vordergrund. „Die Bewegungen fließen, ganz in Harmonie mit dem Atem. Dann schließt man die Augen, wenn man mag, spürt die eigene Verbundenheit mit der Umgebung, ist ganz im Hier und Jetzt – und ganz bei sich.“ Und plötzlich stört es nichtmal, dass zwischenzeitlich Wanderer vorbei kommen. Man weiß, dies ist ein besonderer Moment.

Großes geschieht, wenn Mensch und Berg sich begegnen

Immer mehr Gäste buchen inzwischen individuelle Touren mit dem Yoga-Bergführer. Manchmal, so hat er den Eindruck, geht es dabei mehr noch um das intensive Gespräch bei gemäßigtem Gehtempo, mehr noch um einen überraschend achtsamen, ja fast intimen Moment mit sich selbst. Ludwig Stockinger spricht von einer weit verbreiteten Sehnsucht. Inzwischen sind wir wieder auf dem Weg hinab ins Tal. Plötzlich bleibt der Mann mit den Yogamatten im Rucksack stehen. Sein Blick geht in die Ferne. „Es gibt einen schönen Satz, frei nach einem Bonmot des britischen Dichters William Blake, den ich gern zitiere: ‚Wenn Mensch und Berg sich begegnen, kann Großes geschehen.‘“

 

 


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